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Geschichten über Karly

Darf ich mich kurz vorstellen ?

Mein Name ist Karly. Ich bin ein kleiner aber liebevoller Schalk und wurde am 18.10.1995 in Spanien geboren. Im Jahr 1996 wurde ich dann via Jenins an meine heutige 'Rudel-Familie' verkauft. Meine Mutter heisst Brisa und wurde mit meinem Vater, Aluk del Ventall, gedeckt.

Bis zum Zeitpunkt, ab welchem ich dann mein festes Zuhause gefunden habe, bin ich immer mit meinem Vater zusammen geblieben. Während dieser kurzen Zeit habe ich von ihm viel lernen können, leider auch einige Dinge, an denen meine neue Familie nicht unbedingt in helle Freudengesänge ausgebrochen ist.

Am Abend, als ich mit meinen neunen 'Eltern' nach Hause fahren sollte, bin ich schon das erste Mal ausgerissen.

Hey, war das vielleicht eine flotte Hetzjagd im Quartier. Nach einigen Runden um ein Mehrfamilienhaus hatte ich dann leider keine Puste mehr und konnte nicht mehr über das sich vor mir auftürmende Mäuerchen klettern, geschweige denn springen. Mein Herrchen jedenfalls war auch nicht mehr ganz so frisch auf den Beinen.

Die erste Nacht hat mein Herrchen dann bei mir im Keller verbracht. Dies aber erst, nachdem ich mit lautem Heulen meinen Wunsch nach Gesellschaft kundgetan habe.

Von da an ging's eigentlich ganz flott und meine neue Familie tanzte bald nach meiner Pfeife.

Welpenkurs

Nach kurzer Zeit haben sich meine 'Eltern' entschlossen, mit mir an einem Welpenkurs teilzunehmen. Ach, was soll denn dieses langweilige Warten und auf Kommando agierende Tun. Als dann später alle Hundehalter ihre Hunde ableinen mussten, ja, dann kam eine riesige Freude auf. Endlich konnte ich mit den anderen Hunden herumtollen. Es war ein Mordsspass.

Leider war diese Zeit viel zu kurz und mein Herrchen hat mich dann wieder zu sich gerufen respektive rufen müssen. Ich habe dann aber gedacht, dieses Kommando gelte für alle anderen, nur nicht für mich. Als die anderen Feiglinge dann alle mehr oder weniger sofort zu den entsprechenden Herrchen gewatschelt sind, habe ich mich halt selber ein bisschen amüsiert. Weil ich nach einiger Zeit den Weg noch immer nicht zu meinem Herrchen gefunden habe, wurde ich ein weiteres Mal gejagt. Es brauchte schon einige Menschen, bis mich mein Herrchen wieder an der Leine hatte.

Das war wohl nicht unbedingt eine gute Idee. Am nächsten Wochenende jedenfalls haben wir dann das Zurückkommen drillmässig trainiert.

Am kommenden Montag dann war wiederum die gleiche Übung im Programm. Auf einmal hörte ich mein Herrchen rufen, erinnerte mich sofort an die vielen Wurststückchen vom Wochenend-Drill und lief schnur-stracks zurück zu ihm. Na, dieses Gesicht vergesse ich wohl mein ganzes Leben nicht, auch dasjenige der anderen Menschen nicht.

Allein zu Hause

Während der ganzen Zeit bei meinen neuen 'Eltern' habe ich natürlich auch einige Missgeschicke erlebt.

Einmal musste ich alleine zu Hause bleiben. Auf dem Tisch stand eine Schale mit 'Mon-Cheris'. Da diese herrlich duftenden Stücke von niemandem verteidigt wurden, habe ich halt einmal eines probiert. Die Schale (Verpackung) war schon etwas zäh, dafür war der Inhalt sehr süss. Aber irgend etwas anderes musste noch drinnen sein, denn ich fühlte mich plötzlich so anders. Na ja, als dann Frauchen endlich nach Hause kam, habe ich sie dann eingeladen, das letzte Stück noch zu essen. Die Reaktion blieb natürlich nicht aus, dabei konnte sie ja froh sein, dass ich aus freien Stücken noch eines übrig gelassen habe.

Überhaupt, wenn meine Menschen-Eltern irgendwo irgend etwas herumliegen lassen und dieses etwas sich dann sogar als essbar erweist, so sind sie natürlich selber schuld. Ich jedenfalls lasse mir keine Gelegenheit entgehen.

Einmal haben sie wohl gedacht, ich würde das Brot im Körbchen, verdeckt mit einer Serviette, sicher nicht bemerken. Ich habe mir dann soviel Mühe gegeben, dass ich ein grosses Stück darunter hervorziehen konnte, ohne dass die Serviette auch nur den kleinsten Knitter erhalten hätte. Aber irgendwie haben sie auch das wieder herausgefunden und mich natürlich wieder belehrt, dass dies einfach nicht richtig sei.

Mein Leben jedoch begann dann richtig schön zu werden, als sich die beiden endlich darauf konzentrierten, was denn ein richtiger Malamute so tut. Sie kauften mir einen Wagen (Sacco), mit dem dann sofort die ersten Probefahrten unternommen worden sind. Nach anfänglicher Mühe geht es nun schon recht gut. Die Menschen, an denen wir dann vorbeirauschen, sehen uns ganz verwundert nach. Einige haben sogar das Gefühl, dass dies Tierquälerei sei und haben demzufolge recht viel Mitleid mit mir. Ich kann Euch aber versichern, dass mir dies wirklich Freude bereitet. Noch lieber als mit dem Wagen gehe ich mit dem Fahrrad laufen. Mein Herrchen sitzt dann ganz verängstigt auf dem Fahrrad und hofft wohl, dass ich ihm nicht ins Rad laufen werde. Für wie blöd hält der mich eigentlich ? Ich würde mich ja selber verletzen und dann wäre der ganze Spass dahin. Vielleicht hat er ja ganz einfach Angst vor dem Tempo, das ich dann jeweils hinlege.

Die Ankörung

Im Frühling 1997 durfte ich mich das erste Mal dem Schweizerischen Klub für Nordische Hunde präsentieren. Dies geschah anlässlich der Ankörung, die von uns Hunden bestanden werden muss, wenn man zur Zucht zugelassen werden will. Die vorbereitenden Untersuchungen waren sehr anstrengend und nicht unbedingt angenehm. Vorallem die Augenuntersuchung hat mir überhaupt nicht gefallen. Aber was tut ein Vierbeiner alles, damit er endlich an ein rassiges Weibchen kommt.

Anlässlich dieser Ankörung habe ich das erste Mal weitere Familienmitglieder zu Gesicht bekommen. Zwei davon sind mir in bester Erinnerung geblieben, hey, wie haben die den ganzen Tag so schön schauerlich geheult. Ich war ein bisschen nervös und, da ich das erste Mal unter den Nordischen war, auch ein bisschen verlegen. Ich wusste ja nicht, wie genau ich mich nun verhalten sollte. Also habe ich die beiden alleine heulen lassen.

Die Ankörung dauerte relativ kurz. Zuerst wurde ich gewogen und dann ausgemessen. Anschliessend durfte ich dann in den Ring und wurde unter den strengen Richteraugen präsentiert. Als mein Herrchen dann etwas schneller zu gehen begann, habe ich dies natürlich sofort als Aufforderung zum Rennen und Spielen aufgefasst. Dies war jedoch überhaupt nicht nach seinen Vorstellungen. Er hat mir dann unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ich einfach nur etwas schneller laufen soll, nichts weiter. Da es das erste Mal nicht ganz geklappt hat, mussten wir halt auf einer Zusatzrunde unsere Qualitäten nochmals unter Beweis stellen.

Aufgrund der Präsentation und der vorgängig eingeholten Tierärztlichen Befunde wurde ich dann als Zuchttauglich eingestuft, nicht ohne aber eine gewisse Kritik über mich ergehen zu lassen. Scheinbar sind meine Augen einfach ein bisschen zu hell und ich soll bereits ein ziemlich grosser Brocken sein. Mein Vater jedoch war noch etwas grösser und meine Vorfahren väterlicher Seite haben schon einige Ausstellungen gewonnen.

Die erste Ausstellung

Am 16./17. Oktober 1999 durfte ich mich dann endlich anlässlich einer Hundeausstellung der breiteren Öffentlichkeit zeigen. Diese Ausstellung wurde vom Schweizerischen Klub für Nordische Hunde organisiert und es wurden, aufgeteilt in die vom Klub betreuten Rassen und innerhalb dieser in verschiedene Klassen, einige Hunde vorgeführt.

Am Morgen früh sind wir damals in Frauenfeld eingetroffen, ohne ein eigentliches Ziel zu haben. Wir wollten einfach nur mal schauen, ob ich denn den Rassestandards entsprechen würde.

In der offenen Klasse der Rüden wurden 8 Hunde vorgeführt, einer davon war ich. Da wir 8 Hunde uns im Ring nicht sonderlich gut verstanden, musste die Ringrichterin 2 Gruppen à 4 Hunde prüfen. Ich wurde in die 2. Gruppe eingeteilt, halt einfach, weil ich wieder einmal nicht zuvorderst stand. So musste ich also mit ansehen, wie 2 Hunde aus der Entscheidung ausschieden, bevor ich dann an der Reihe war.

Hundeausstellung

Die Richterin prüfte mich eingehend und ziemlich lange. Da mein Herrchen überhaupt keine Ahnung von Ausstellungen hatte, wollte er schon viel zu früh wieder zurück auf seinen Platz. Die Ringrichterin wies mein Herrchen zum Glück an, die Beurteilung doch noch vollständig vornehmen zu lassen, da sie sonst unmöglich eine Rangierung vornehmen könne.

Dann das Warten auf den Entscheid. Als die Richterin zu uns kam, sagte sie nur, wir dürften im Ring bleiben und auf die beiden anderen Sieger der 1. Gruppe warten.

Sodann begann eine erneute Prüfung, diesmal jedoch im abgekürzten Verfahren. Dann die Rangverkündigung: Mein Herrchen begann beinahe zu weinen, als er meine Rangierung vernahm. Ich wurde mit vorzüglich auf den 2. Platz gewählt und durfte noch etwas warten, falls ich dann plötzlich um das Reserve-CAC antreten müsste. Mein Frauchen konnte es ebenfalls nicht fassen und hat mir überschwenglich gratuliert.

Die Rangliste sah dann so aus:

      - Stormy Monday's Midnight Rambler, v1

      - Karly (-Arnau), v2

      - Inuk du Parc Saint Hubert, v3

      - Chugach's Junak Janouk, v4

      - Una Nuna's Like Wind I Go, sg, (heute internationaler Champion, herzliche Gratulation

      - Laskar de Forpelet, sg

      - Kinook de Chibougamo, sg

      - Largo du Grand Combin, sg

Mein Herrchen musste mir nachher zur Belohnung eine neue Decke für meinen Schlafplatz kaufen. Versprochen ist versprochen - und er hat sein Wort gehalten.

Ferien in der Toskana

Endlich wieder einmal Ferien. Zeit zum die Beine hängen lassen und einfach nichts zu tun. Kein Stress, keine Verpflichtungen und lauter Vergnügen.

Das gesamte Rudel hat sich auf den Weg in die Toskana gemacht, bereits zum 3. Mal. Dort haben wir ein Haus gemietet, welches auf einem eingezäunten Grundstück liegt. Ich konnte mich also frei bewegen, wenn ich dies denn wirklich gewollt hätte (es war ja wieder einmal ziemlich heiss, weshalb ich mich dann einfach für eine längere Ruhezeit eingerichtet habe).

Die Menschen sind schon eigenartige Wesen, da läuft ihnen der Schweiss von der Stirne und dann legen sie sich in die pralle Sonne. Und da soll einer diese verstehen !? Ich jedenfalls habe den kühlen Schatten vorgezogen und jeden Tag mein wohlverdientes Nickerchen gemacht.

Während meiner Ruhezeit wurde ich nur selten gestört. Einerseits wollten meine 'Eltern' natürlich immer wieder Sehenwürdigkeiten besichtigen oder im Meer baden gehen. Da ich jedoch sehr wasserscheu bin, habe ich mich halt unter den Sonnenschirm verkrochen. Interessant war es aber allemal.

Die Sehenswürdigkeiten habe ich natürlich auch sehr genossen, wer kann denn schon von sich behaupten, er hätte an den 'Schiefen Turm' gepinkelt ?

In Pisa dann bin ich selber auch zu einer kleinen Sehenswürdigkeit avanciert. Einige japanische Touristinnen haben mich auf der 'Piazza dei miracoli' bemerkt und wollten statt den 'Schiefen Turm' mich fotografieren. Ich setzte mich natürlich sofort in eine perfekte Pose und schaute möglichst treuherzig drein. Ein guter Eindruck kann nie schaden, vielleicht schaut dabei ja eine kleine Belohnung heraus. Leider war's nichts mit der Belohnung und so trottete ich enttäuscht mit meinem Herrchen weiter.

Schildkröte

Später dann, wieder zurück in unserem Haus, habe ich dann meine jägerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Aufgrund eines Raschelns im Gebüsch habe ich mich dann todesmutig und so schnell ich konnte auf mein Opfer gestürzt. Jeder weiss, dass man, wenn man eine Beute fangen will, sehr schnell sein muss, da diese einem ansonsten entwischt. Ich jedenfalls war sehr schnell und habe meine Beute mit einem einzigen Satz erwischt. Ich war wirklich stolz auf mich.

Nachdem ich diese dann meinen verdutzten 'Eltern' präsentiert habe, musste ich feststellen, dass das Ding, welches ich da gefangen habe, gar nicht so schnell laufen kann. Stattdessen hat es einfach seinen Kopf und seine Gliedmassen in seinen Panzer gezogen. Alles Klopfen, Kratzen und Beissen half nichts, gegen diesen Panzer war ich machtlos. Also habe ich meine Beute erst einmal mit der Nase untersucht. Irgendwann einmal wurde es der Schildkröte dann wohl zu blöd und sie zeigte ihren Kopf, wie wenn sie mir sagen wollte 'Ach - hau doch ab und lass mich in Ruhe, du junger Schnösel'.

Mein Herrchen hat die Schildkröte dann erlöst und sie ausserhalb unseres Grundstücks wieder freigelassen. Schade, denn gerne wäre ich mit ihr um die Wette gerannt. Dabei hätte ich mich in dieser Hitze nicht so schnell bewegen müssen und hätte wohl immer noch gewonnen. Falls sie dann doch schneller gewesen wäre, so hätte ich sie kurz vor dem Ziel angeknurrt, damit sie sich vor Schreck wieder in ihren Panzer zurückgezogen und ich somit trotzdem noch gewonnen hätte.

Nach der Rückkehr in die Schweiz brauchte das gesamte Rudel dann zuerst einmal eine ganze Woche, um sich wieder zu erholen. Die Menschen nennen es Ferien und stressen sich eigentlich die ganze Zeit nur ab, damit sie alle Sehenwürdigkeiten, welche man ja sehen muss, abgeklappert haben. Danach sind sie meistens fix und fertig und benötigen zuerst einmal Ferien, um sich von den Ferien zu erholen. Ich verstehe die Welt nicht mehr !

Die zweite Ausstellung

Nachdem ich meine Ferien in der Toskana und die anschliessende 10-stündige Heimfahrt so einigermassen überstanden habe, haben mich dann meine 'Eltern' an die Klubschau des SKNH 'gezerrt'. Eigentlich hätte ich ja nach diesem Stress schon noch etwas Erholung nötig gehabt.

Nun ja, es kam dann natürlich, wie es kommen musste: Durch meine Nervosität und Gereiztheit hatte ich natürlich schon so meine Probleme mit den anderen anwesenden Rüden. Als wir dann zu siebt in den kleinen Ausstellungsring mussten, so waren mir alle Artgenossen einfach etwas zu nahe, weshalb ich dann halt das kleine Territorium, welches jedem von uns zugestanden wurde, energisch verteidigt habe.

'Selbstsicheres Auftreten' war unter anderem eine Bemerkung, welche ich zu hören bekam. Der genaue Richterbericht ist momentan in der Übersetzung, da ich diesen in Französisch erhalten habe (ich habe ja bereits mit Deutsch und Englisch so meine Mühe, wieso um Himmels Willen denn nun noch Französisch ?). Aus diesem Grund kann ich hier also noch keine Einzelheiten bekannt geben.

Nach ca. 1.5 Stunden waren wir sieben dann also unter den strengen Augen des Richters beurteilt worden, wobei mein Herrchen aus den Fehlern anlässlich der letzten Ausstellung etwas gelernt zu haben scheint. Jedenfalls musste der Richter mein Herrchen nicht ein zweites Mal zu sich rufen.

Trotz der Nervosität und der dadurch sicherlich nicht optimalen Vorstellung wurde ich wiederum mit vorzüglich bewertet. Diesmal reichte es jedoch nur für den 3. Platz, was bei genauerer Betrachtung eigentlich auch nicht schlecht war.

Der Erstplatzierte erreichte an dieser Ausstellung den BOB, der Zweitplatzierte erhielt bei der letzten Ausstellung das CAC res.

Die Rangliste der offenen Klasse lautet wie folgt:

      - Stormy Monday's Midnight Rambler, v1 (nachher CAC, BOB; herzliche Gratulation)

      - H'Nanuk de Dew Line, v2

      - Karly (-Arnau), v3

      - Boreal Trails Inuk Amarok, v4

      - Laskar de Forpelet, sg

      - Loomir des Loups de Samy, sg

      - Nanuk of Arctic Inspiration, sg

      - Kiyuk de Chibougamo, g

Abschied

Leider ist Karly am 16.2.2008 gestorben. Auf den Tag genau 12 Jahre nach der ersten Autofahrt haben wir Karly zur letzten Fahrt ins Auto gelegt. Heute ist er in unserem Garten beerdigt.

Wir bewahren unseren treuen Kameraden in bester Erinnerung.

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